„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Max Frisch
Ach, wie ich Ironie liebe. Und in der Ironie steckt ja immer auch Wahrheit. Weil, ja, genauso ist es. Nur wie bekommt man jetzt diesen Beigeschmack weg?
„Krise ist ein produktiver Zustand.“ Ich glaube Max Frisch meint damit, dass aus einer Krise Neues entstehen kann. Doch oft ist man am Anfang einer Krise wie gelähmt. Ich glaube, dass da der Faktor Zeit eine wichtige Rolle spielt. Denn bis man der Krise den „Beigeschmack der Katastrophe“ genommen hat, kann das schon dauern. Wenn man das schafft, hat die Krise sicher viel schöpferisches Potenzial – in welcher Hinsicht auch immer.
Aus dem Nähkästchen. Ich denke bei diesem Zitat nicht nur an die Corona-Krise. Ich hatte in meinem Leben schon einige Krisen und weiß somit, dass sie nicht nur zur Produktivität führen können, sondern einen auch zu Entscheidungen bringt, zu denen man ohne die Krise womöglich nicht fähig gewesen wäre. Ich habe vor meinem Weg als Schauspielerin Studien im Bereich Management abgeschlossen und bin dann auch gleich in einen sehr verantwortungsvollen Job eingestiegen. Ich bin ehrgeizig, ich bin eine Macherin und ich habe für diese Arbeit gelebt. Was einerseits zum Erfolg führte, andererseits für mein Privatleben und auch für meinen Körper und mein Innerstes nicht gut war. Es ging so weit, dass ich nach zwei Jahren sehr ausgelaugt war, meine Beziehung darunter litt und ich im Dauerstress lebte, ständig unter dem Einfluss aktivierender Hormone, die mich nicht mehr schlafen oder entspannen ließen. Ich fühlte mich immer kraftloser. Bevor es zu spät war, konnte ich zum Glück den Notschalter umlegen. Ich kündigte und meine Therapie war: Traumerfüllung. Ich packte einen großen Rucksack und ging allein auf Weltreise. Ein Traum, den ich schon nach der Matura erfüllen wollte, aber da wurde ich an der FH JOANNEUM angenommen, und nach dem Bachelorstudium wurde ich am MCI angenommen und danach kam gleich dieser Job… Die Krise befähigte mich meinen Traum endlich umzusetzen. Und nach diesem Traum war ich fähig mich zu entscheiden nun endlich meiner Leidenschaft zu folgen! Schauspiel.
Die Sache mit der Krise ist nur, dass man all das Positive, das daraus entstehen kann, im Moment der Krise oft nicht sehen kann. Vielleicht erahnen, aber oft nicht einmal das. Und so strecken sich Krisen oft lange. Das Zitat, mit seiner Ironie, man muss ihr „nur“ den Beigeschmack der Katastrophe nehmen, erinnert mich aber immer wieder daran, dass je schneller ich fähig bin, eine Vision aus der Krise heraus zu generieren, eine Entscheidung zu treffen, eine Aktion zu setzen, umso schneller ist die Krise vorbei oder umso besser kann ich mit ihr umgehen.
„Die Krise des Eis ist die Chance des Kükens“ – auf diesen Spruch bin ich bei meiner Recherche zum Thema Krise gestoßen und musste Lächeln. Ich habe die Angewohnheit, dass ich mir alles gleich sehr bildlich vorstelle und sehe da das Ei, das weiß (ja, ich weiß Eier haben kein Gehirn, in meiner Vorstellung weiß das Ei das aber), oja, jetzt werde ich zerbrechen…und dieses Küken, für das das Ei schon viel zu eng geworden ist, aber bis dahin gedacht hat, ich werde es nie schaffen, ich bin gefangen… und dann! Dennoch ist mir der Sinn des Satzes noch nicht ganz klar. Denn für das Ei persönlich hat das Zerbrechen ja nun keinen Mehrwert. Aber es hat seinen Daseins-Sinn erfüllt. Vielleicht geht es darum. Zerbrechen als Daseins-Sinn ist nun aber kein schönes Bild. Wie auch immer – willkommen in meinem Hirn ;-)
Zurück zur Krise. Jeder von uns wird von Krisen nicht verschont bleiben. Krisen gehören zum Leben, sei es, die Erfahrung verlassen zu werden, zu scheitern, einen geliebten Menschen zu verlieren, die Erkenntnis, dass wir sterblich sind… Vieles kann Krisen auslösen. Was aber tun, wenn uns die Krise packt? Ich glaube, das wichtigste ist, sich klar zu werden, dass genau das menschlich ist und sein darf und muss. Denn wenn man gegen etwas kämpft, verstärkt es sich meist. Annehmen und akzeptieren ist oft das Schwerste. Denn es heißt los zulassen - das Eingeständnis, dass man keine Kontrolle hat. Wir Menschen suchen ständig nach Sicherheit. Sicherheit bedeutet, dass wir unser Leben „im Griff“ haben, dass wir unser Leben kontrollieren. Und eine Krise zeigt uns, dass es nicht so ist; erschüttert uns in diesem Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Ich beschäftige mich schon sehr lange und intensiv mit diesen Themen, das auszuführen würde die Länge des Beitrags nun sprengen, schreit aber nach einem eigenen Artikel darüber.
Zum Schluss möchte ich noch unbedingt betonen, dass es sich nicht auszahlt jetzt schon darüber nachzudenken, welche Krisen noch so kommen werden. Ja, die Wahrscheinlichkeit, dass sie kommen, ist hoch. Aber es geht immer um das JETZT! Oh, Corona – ich hatte es kurz vergessen ;-)
Kommentar schreiben